Wie uns das Internet verändert

2011-06-02 | Toni Pohl

“Dave, stop. Stop, will you? Stop, Dave. Will you stop, Dave?” sagt Supercomputer HAL in Stanley Kubrick´s Film “2001: A Space Odyssey” zum Astronauten Dave Bowman, der ihm gerade seine Schaltkreise trennt, die sein künstliches Gehirn kontrollieren. “Dave, my mind is going. I can feel it... I can feel it.” sind die letzten Worte von HAL bevor er deaktiviert wird.

2001: A Space Odyssey - Supercomputer HALFühlen Sie es auch? Dass wir uns und unsere Art zu leben verändern?

In den letzten Jahren habe auch ich das Gefühl, dass meine neuralen Schaltkreise und mein Gehirn reprogrammiert werden. Meine Art der Wahrnehmung, meine Aufmerksamkeit, meine Interessen und meine Art zu denken haben sich verändert.

In dem Film aus dem Jahr 1968 versucht Supercomputer HAL seine Mission durchzuführen und alle Gefahren (die menschliche Besatzung, die ihn zu deaktivieren versucht) zu eliminieren. Ein interessanter Aspekt in dem Science Fiction Klassiker ist, dass HAL Eigenleben und Emotionen entwickelt hat. Letztendlich wird die geheime Botschaft erst preisgegeben, nachdem HAL deaktiviert wurde.

Auch wenn es in unserem realen Leben um Informationen (und Emotionen) geht, stellen sich in unserer hoch-technisierten Welt folgende Fragen:

Zählt nur die Botschaft - der Inhalt der konsumierten Informationen?
Oder ist die Art und Weise, WIE Informationen übermittelt werden relevant?

Ja, wir meinen oft, dass nur der Inhalt wichtig ist und wir selektieren, welche Informationen wir “speichern und weiterverarbeiten”. Egal, ob TV, Radio, Telefon, Zeitung, Magazin, Buch, Podcast, Blog oder Sonstiges, der Inhalt zählt.

Ich glaube das nicht (mehr). Besonders beim Lesen stelle ich fest, dass ich mich nicht mehr so stark in das Thema oder in die Geschichte involviere. Schon nach wenigen Absätzen beginnt meine Konzentration oft zu entfliehen und meine Gedanken wandern (daher ist dieser Artikel auch viel kürzer geworden, als ich eigentlich geplant hatte ;). Ich überlege dann, was ich nicht sonst tun könnte (oder sollte), oder wie ich den Inhalt effizienter erhalten kann (Urlaub ausgenommen ;).

Dieses Phänomen ist vielfach zu beobachten. Warum soll ich Bücher von Cover zu Cover lesen, wenn ich die Geschichte auch in einer Zusammenfassung im Web in wenigen Minuten erhalten kann? Oder wozu das ganze Buch lesen, wenn mich nur ein bestimmter Teil oder Aspekt interessiert?

Das Web spart uns unglaublich viel Zeit und Ressourcen. Recherche-Arbeiten für Schule, Uni und Job können rasch erledigt werden, von der Bequemlichkeit der Suchmaschinen und Dienste ganz zu schweigen…

Das Internet ist für die meisten von uns zur primären Informationsquelle und zum primären Kommunikationsmedium geworden. Wer ist nicht in Facebook vertreten? Nur wenige Menschen machen in Social Networks nicht mit, obwohl sie die technischen Möglichkeiten dazu haben – aus vielfältigen Gründen. Dennoch konsumiert fast jeder Jugendliche und ein Großteil der Erwachsenen in der technisierten Welt Informationen aus dem Internet, die Tendenz mit nachkommenden Generationen (Digital Natives) ist stark steigend. Ohne Social Media wäre kein “arabischer Frühling” erfolgt. So viel zur Wichtigkeit und zum Einfluss digitaler Medien.

Medien sind nicht mehr länger nur Kanäle. Medien steuern auch unsere Wahrnehmung und unsere Art, wie wir mit Informationen umgehen und wie wir denken.

Die Informationsflut und die Schnelligkeit führen automatisch zu einer raschen Bewertung: Was ist wichtig? Muss ich darauf reagieren? Möchte ich Informationen weitergeben (in neudeutsch: sharen)? …

Von Digital Junkies, äh Residents (wie wohl auch ich einer bin), mal abgesehen: Ist es nicht eine Art Selbstschutz, wie wir mit den neuen Medien umgehen? Dass wir Informationen aus- und einblenden, rasch verwerfen oder vielleicht auch manchmal unhöflich oder garstig sind – auch wenn wir das im realen Leben so niemals sagen würden?

Ich meine, das Internet hat unsere Art der Kommunikation und auch die Art unseres Denkens radikal verändert. Durch die Verfügbarkeit von Informationen, durch Informationsflut und durch Schnelllebigkeit. Ständig online – immer auf der Hast und Suche nach neuen E-Mails und Social Media Meldungen (posts) und Feedback (comments) aus unserem Umfeld dazu. Nebenbei: “Wer e-mailt heutzutage noch? Nur Posten, Chatten und Sharen sind angesagt…!”

Heute, im Jahr 2011, könnte ich mir ein Leben ohne Internet kaum mehr vorstellen - Das ist auch ein wichtiger Teil meines Lebens und meiner Leidenschaft für Kommunikation und Job. Und natürlich bleibt es jedem selbst überlassen, wie stark man neue Medien nutzt.

Bei all den tollen Möglichkeiten bis hin zur Gefahr der sozialen Vereinsamung bleibt für mich ein wichtiger Aspekt zu beachten:
Solange wir die vielen Vorteile des Internet bewusst nutzen, können wir davon persönlich und als Gesellschaft profitieren.

Das Leben ist Veränderung. Gewöhnen wir uns daran. Zwinkerndes Smiley



Categories: Social, General, Impressionen

Source: https://blog.atwork.at/post/Wie-uns-das-Internet-verandert